Norwegische Waldkatze - Skandinaviens sanfte Wilde

von: Eva Ewald

Cadmos Verlag, 2015

ISBN: 9783840463051 , 96 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 6,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Norwegische Waldkatze - Skandinaviens sanfte Wilde


 

Die kleine, wundervolle
Version des Luchses

(Foto: Jana Weichelt)

Die Norwegische Waldkatze ist eine große Semilanghaarkatze mit langem, kräftig gebautem Körper und starkem Knochenbau. Sie hat eine dreieckige Kopfform, wobei alle Seiten gleich lang sind, mit guter Höhe im langen, geraden Profil und leicht gerundeter Stirn, das Kinn ist kräftig. Die großen Ohren mit guter Breite an der Basis sind hochgesetzt, spitz zulaufend mit luchsartigen Haarpinseln sowie Haarbüscheln, wobei die Außenkante der Ohren in einer Linie über die Backen zum Kinn verläuft. Die gut geöffneten, leicht schräg gestellten, großen und ovalen Augen haben einen wachsamen Ausdruck. Voll entwickelte Kater sollten größere und breitere Köpfe als Kätzinnen haben.

Die Ähnlichkeit ist unverkennbar: Norwegischer Waldkater Sterrekattens Power of Love (Foto: Eva Ewald) und Luchs (Foto: Ralf Kistowski)

Die Norwegische Waldkatze steht auf hohen, kräftigen Beinen, wobei die Hinterbeine höher als die Vorderbeine sind. Die Pfoten sind groß und rund mit dicht behaarten Fußsohlen. Der Schwanz ist lang und buschig, sollte mindestens bis zu den Schulterblättern reichen, vorzugsweise jedoch bis zum Nacken.

Das Fell ist halblang, das wollige Unterfell wird auf dem Rücken und den Flanken von Wasser abstoßendem Deckhaar geschützt, das aus langem, grobem und glänzendem Grannenhaar besteht. Ein voll im Fell stehendes Tier besitzt eine Hemdbrust, eine volle Halskrause und Knickerbocker. Die Länge und Dichte der Unterwolle variiert mit den Jahreszeiten. Bei Kitten kann die Entwicklung der Grannenhaare bis zum Alter von sechs Monaten dauern. Alle Fellfarben sind erlaubt, inklusive aller Farben mit Weiß, mit Ausnahme von Point-Abzeichen, Chocolate und Lilac, Cinnamon und Fawn.

Heute gibt es Norwegische Waldkatzen in fast allen Farben. Früher gab es je nach Region unterschiedliche Schwerpunkte der Farbverteilung. (Foto: Jana Weichelt)

Interessant ist, dass sich die Farben je nach Landschaft entwickelt haben. Gemusterte Katzen mit und ohne Weiß fanden sich überwiegend in den Wäldern Ost- und Mittelnorwegens. In Westnorwegen an den Felsenküsten waren es meist Tiere mit schwarzem oder blauem Fell, mit und ohne Weißanteil. Die roten und schildpattfarbenen Waldkatzen fand man vornehmlich in Südnorwegen. In den schneereichen Gebieten bot Weiß als Tarnfarbe und grau-weißes Fell den besten Schutz gegen andere Räuber.

Was ist der NFO-Look?

Was ist das Besondere an der Norwegischen Waldkatze? Wieso übt sie eine solch starke Anziehungskraft aus? Was fasziniert so viele Menschen an dieser großen, urwüchsigen Katze? Kann man diesen Ausdruck von Wildheit, Neugier und gleichzeitigem Vertrauen näher definieren?

Das Erscheinungsbild der Norwegischen Waldkatze wird durch eine Anzahl von Merkmalen bestimmt: Körperbau, Behaarung, Form des Kopfes und Profils, Sitz und Größe der Ohren und Augen. Der Rassestandard definiert zwar in Stichworten das Aussehen dieser Katzenrasse, aber manche Aspekte sollte man näher betrachten. Optimal gelingt dies über eine Interpretation mit bildlicher Darstellung auf Grundlage des FIFé-Standards.

Körperbau

Beschreibung laut Rassestandard:

Körper / Struktur / Lang, kräftig gebaut; kräftiger Knochenbau

Groß und kräftig soll der Körperbau sein. (Foto: Eva Ewald)

Der lang gestreckte Körper misst von der Nasenspitze über den Rücken bis hin zum Schwanzende durchschnittlich 90 bis 130 Zentimeter. Der Körper ist großrahmig und muskulös, die Brust und damit auch der Leib sind breit gewachsen. Die Brustmuskulatur und die Oberschenkelmuskulatur sind stark ausgeprägt. Der Brustumfang, gemessen hinter den Vorderbeinen, beträgt bei Katzen 35 bis 45 Zentimeter, bei Katern 40 bis 50 Zentimeter. Der solide, kräftige Körperbau mit den tiefen Flanken weist ein entsprechendes Gewicht auf. Ausgewachsene weibliche Tiere wiegen in der Regel zwischen 4,0 und 6,5 Kilogramm, männliche Vertreter zwischen 5,0 und 8,0 Kilogramm. (Zum Vergleich: Eine europäische Hauskatze ist durchschnittlich 50 bis 80 Zentimeter lang und wiegt 3 bis 5 Kilogramm.) Aber keine Regel ohne Ausnahme. Natürlich gibt es wie bei uns Menschen auch Katzen, die kleiner und leichter oder größer und schwerer sind. Tiere, die zur Zucht eingesetzt werden, sollten diese Werte jedoch erfüllen. Sie sollten weder zierlich noch korpulent wirken, sondern einen kraftvollen Eindruck machen.

Fehler sind zu kleine und fein gebaute Katzen.

Beine und Pfoten

Beschreibung laut Rassestandard:

Beine / Kräftig, hochbeinig, wobei die Hinterbeine höher als die Vorderbeine sind

Die stämmigen langen Beine vermitteln direkt den Eindruck von Kraft und Schnelligkeit, die Attribute eines Jägers. Die höheren Hinterbeine mit den starken Muskeln sind ein unverwechselbares Merkmal von Tieren, die schnelles Laufen und lange Sprünge häufig kombinieren.

Fehler sind kurze und/oder dünne Beine.

Beschreibung laut Rassestandard:

Pfoten / Groß, rund, in Proportion zu den Beinen

Die Tatzen passen von ihrer Größe optisch gut zu den Beinen. Der Durchmesser der Pfoten beträgt meist 3,5 bis 6 Zentimeter. Die Zehen sind lang und muskulös mit starken, besonders langen Krallen. Zwischen den Fußballen befinden sich die sogenannten Schneeschuhe.

Die typischen Schneeschuhe – Haarbüschel zwischen den Fußballen, die die Pfoten vor Erfrierungen schützen.
(Foto: Eva Ewald)

Diese 3 bis 5 Zentimeter langen Haarbüschel haben sich im Laufe der Rasseentwicklung gebildet, damit die Katze in ihrer natürlichen Umgebung über Schnee und Eis laufen kann und keine Gefahr durch Erfrierungen droht.

Fehler sind schmale kleine Pfoten und ein nicht ausgewogenes Verhältnis zu den Beinen. Im Gegensatz zu der Maine Coon gibt es bei der Norwegischen Waldkatze keine Mehrzehigkeit (Polydaktylie).

Schwanz

Beschreibung laut Rassestandard:

Schwanz / Lang und buschig; sollte zumindest bis zu den Schulterblättern reichen, vorzugsweise jedoch bis zum Nacken

Der Schwanz ist kräftig und breit am Ansatz und besteht in der Regel aus 21 bis 23 Schwanzwirbeln. Die Schwanzlänge entspricht meist der Körperlänge. Er ist lang, behaart und dicht mit 10 bis 30 Zentimeter langen Haaren bewachsen. In normaler Stimmungslage tragen die Norwegischen Waldkatzen ihren Schwanz erhoben wie eine Fahne.

Typisch: Der Schwanz ist erhoben wie eine Fahne. (Foto: Eva Nimtschek)

Fehler sind zu kurze Schwänze, Knickschwänze sowie knotenförmige Verdickungen infolge einer Verschmelzung benachbarter Schwanzwirbel. Ebenso Ringelschwänze aufgrund verkürzter Sehnen.

Ein Ringelschwanz ist ebenso unerwünscht wie verkürzte Sehnen. (Foto oben: Anke Kirchmann)
(Foto unten: Thilo Gnielka)

Fell

Beschreibung laut Rassestandard:

Fell / Struktur / Halblang. Das wollige Unterfell wird von wasserabstoßenden Deckhaaren überdeckt, das aus langen, groben und glänzenden Grannenhaaren besteht und das den Rücken und die Flanken bedeckt. Eine voll im Fell stehende Katze besitzt eine Hemdbrust, eine volle Halskrause und Knickerbocker.

Am auffälligsten ist das stark glänzende Deckhaar, besonders der Aalstrich längs der Wirbelsäule. Das Fell ist ganzjährig leicht ölig, nicht zu verwechseln mit fettig, pomadig oder schmierig. So kann Feuchtigkeit nicht bis zur Haut vordringen und perlt vorher ab.

Der Aalstrich

Als Aalstrich bezeichnet man die farblich mehr oder weniger scharf abgegrenzte Rückenlinie bei Agouti-Katzen. Er verläuft vom hinteren Kopfbereich bis zur Schwanzwurzel. Bei den Tabby-katzen (gestreift, gestromt oder getupft) hat der Aalstrich die Farbe des Tabby-musters. Bei weiß gescheckten Tieren kann er durch die Wirkung der sogenannten Epistasie (Maskierung) überdeckt werden. Bei den getickten Tieren ist die Grundfarbe in diesem Bereich intensiver ausgeprägt.

Ein deutlich zu erkennender Aalstrich.
(Foto: Eva Ewald)

Die Behaarung ist sehr ungleichmäßig: an den Schultern kürzer, zum Rücken und zu den Flanken hin allmählich länger werdend. Im Sommerfell hängt das Deckhaar glatt am Körper, und nur der Schwanz, die Büschel und Pinsel an den Ohren lassen die Waldkatze erkennen. Das Winterfell hat dagegen eine dichte wärmende Unterwolle, auch die Bauchregion ist nun besser geschützt. Es bildet sich ein voller Kragen um den Hals und über die Brust. Die Hinterbeine bekommen nun zusätzlich sogenannte Knickerbocker. Deren hinterer Teil hat keine Deckhaare, da diese Partie von den langen Schwanzhaaren geschützt wird. Die Fellstruktur ist nicht seidig, sondern griffig und fest. Die Haarlänge beträgt an den Schultern 5 bis 7 Zentimeter und an den Seiten 7 bis 12 Zentimeter.

Fehler sind zu seidiges, trockenes oder filziges Fell. Seltsamerweise ist zu kurzes Haar bei den...