Der Wettlauf zum Südpol - Das größte Abenteuer der Geschichte

von: Guido Knopp

C. Bertelsmann, 2011

ISBN: 9783641055103 , 336 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 9,99 EUR

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Der Wettlauf zum Südpol - Das größte Abenteuer der Geschichte


 

Triumph und Tragödie (S. 141-142)

Am Abend des 9. Dezember trat Robert Falcon Scott aus seinem Zelt am Fuß des Beardmore-Gletschers. Der Schatten des Mount Hope, des von Shackleton benannten »Hoffnungsbergs«, fiel auf sein Gesicht, als »Titus« Oates langsam auf ihn zuging. Beide schwiegen. Schließlich gesellte sich noch Wilson zu ihnen.

»Nun«, sagte dieser in die Stille hinein, »ich beglückwünsche Sie, Titus.« – »Und ich danke Ihnen, Titus«, fügte Scott hinzu. Kurz zuvor hatte Oates die letzten fünf Ponys der britischen Antarktisexpedition erschossen. Und so wie Amundsen sich in sein Zelt verkroch, als bei der »Metzgerei« seine Schlittenhunde geopfert wurden, hatte auch Scott der »Tötung der Unschuldigen« nicht beiwohnen wollen. Also war es wieder an Oates, den Gnadenakt an den geschwächten Tieren zu vollziehen.

»Die armen Tiere!«, schrieb Scott in sein Tagebuch. »Sie haben sich wunderbar gehalten, wenn man die schrecklichen Bedingungen betrachtet, unter denen sie gearbeitet haben. Es ist hart, dass wir sie so früh töten mussten.« Als am Morgen der Schneesturm nach vier langen Tagen endlich nachgelassen hatte, hatte man die Schlitten ausgegraben und versucht, die Ponys wieder anzuschirren. Doch die Tiere waren nur noch Schatten ihrer selbst. Seit Tagen hatten sie mit halben Rationen auskommen müssen, jetzt waren auch die letzten Futterreserven aufgebraucht. Bis zu den Bäuchen waren sie im weichen Schnee versunken und immer wieder vor Erschöpfung zusammengesackt. Nur mit Peitschenhieben und Schlägen war es schließlich gelungen, sie noch einmal vor die Schlitten zu spannen – eine Aufgabe, die den meisten Männern Gewissensbisse verursacht hatte.

Es waren apokalyptische Bilder: »Hinter uns umringte eine konfuse Menge von Männern den führenden Ponyschlitten und schob ihn voran, obschon das arme Tier kaum in der Lage war, aus den Löchern herauszukommen, in die es beim Vorwärtsstürzen hineingesunken war. Die anderen wurden dazu gebracht zu folgen«, erinnerte sich Cherry-Garrard, der vorausgelaufen war, um im tiefen Schnee eine Spur für die Tiere anzulegen. »Stunde um Stunde mühten wir uns ein bisschen voran. Wir wagten nicht einmal zum Mittagessen anzuhalten, denn wir wussten, dass wir nicht von Neuem würden beginnen können.…

Wir hatten niemals gedacht, dass die Ponys nur eine Meile gehen würden – aber sie marschierten elf Stunden ohne Pause und legten eine Distanz von sieben Meilen zurück.« Es sollte das Letzte sein, was die Ponys, in die Scott so viele Hoffnungen gesetzt hatte, zustande brachten. Der Lagerplatz dieses Abends wurde »Shambles Camp«, »Schlachtbank-Lager«, genannt, und die Wenigsten dachten wie Wilson, der notierte: »Gott sei Dank, mit den Ponys ist es aus! Wir übernehmen nun selbst die schwerere Arbeit.« Vor den Männern, die zum Pol gehen würden, lagen immer noch drei Viertel der Strecke. Am nächsten Morgen begannen die Vorbereitungen für das Man-hauling, das von Sir Clements Markham so hoch geschätzte und oft propagierte Schlittenziehen per Manneskraft.