Detektiv wider Willen - Der Mordanschlag

von: Carlo di Professore

epubli, 2017

ISBN: 9783745009262 , 468 Seiten

4. Auflage

Format: ePUB

Kopierschutz: frei

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Preis: 9,99 EUR

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Detektiv wider Willen - Der Mordanschlag


 

Herr Schütz griff nach dem Glas: »Na perfekt, dann werde ich es am Montag gleich in der Früh anmelden!« Und nach dem ersten Schluck: »Solche Kunden sind mir die allerliebsten, die mir schon die meiste Arbeit abnehmen.«

»Na, na. So einfach ist es aber doch nicht«, gab Pascal zu bedenken und nahm die Papiere in die Hand. »Ich habe das Auto vor drei Monaten gekauft, war mir aber nicht sicher, ob ich es auf mich oder auf das Büro anmelden sollte.« Er legte das erste Blatt verkehrt vor sich auf den Tisch, damit es für Herrn Schütz lesbar vor ihm lag. »Das ist der Kaufvertrag. Verkäufer und Preis sind schon eingetragen. Der Käufer ist noch frei. Jetzt möchte ich das Auto meiner Freundin schenken. Reicht es dazu, dass wir einfach ihren Namen eintragen?« wollte Pascal wissen.

»Haben sie bar bezahlt?« erkundigte sich Herr Schütz.

»Ja«, bestätigte Pascal.

Herr Schütz holte einen Kugelschreiber aus der Tasche und fragte: »Name?«

»Alexandra Ebner«, antwortete Pascal und nach einer kurzen Pause: »Kirchengasse 14, 9201 Krumpendorf.«

Herr Schütz vermerkte alles im Kaufvertrag.

»Und Unterschrift?« erkundigte sich Pascal.

»Brauchen wir nicht.« Herr Schütz griff nach dem Typenschein und Prüfbericht, kontrollierte noch schnell die Daten. Dann holte er noch ein zusammengefaltetes Blatt aus seiner Hose und begann darin einige Daten zu vermerken. Pascal erkannte einen Versicherungsvertrag. Als Herr Schütz mit dem Ausfüllen fertig zu sein schien, fragte er noch: »Zahlungsweise?«

»Monatlich mit Abbuchungsauftrag.« Pascal überlegte kurz: »Kontonummer kann ich ihnen aber erst am Montag bekannt geben!«

Herr Schütz sprang vom Hocker: »Ich bringe ihnen die Nummerntafeln und die restlichen Unterlagen am Montag kurz vor 11 Uhr im Büro vorbei. Ist ihnen das recht?«

»Ja, gerne.« Pascal blickte etwas fragwürdig.

»Ich muss mit meiner Gattin heute noch eine Radtour unternehmen«, erklärte der Versicherungsmakler seine Eile. Man verabschiedete sich und wünschte einander noch einen schönen Abend.

Pascal war erleichtert, dass er ein Problem gelöst hatte. Den Rest des Abends wollte er den finanziellen Sorgen seines besten Freundes widmen. Das würde sich aber nicht so schnell erledigen lassen. Dazu mussten Telefongespräche geführt, Treffen vereinbart und Unterlagen vorbereitet werden. Doch der Abend war ja noch jung. Weil sich dies alles vom Büro aus besser erledigen ließ, fuhr er noch einmal los.

Als Pascal dann völlig erschöpft nach Hause kam, war es schon 22 Uhr. Diesmal warf er seine Kleidung einfach nur auf den Boden und ließ sich in sein Bett fallen. Erst jetzt hatte er wieder Zeit an Alex zu denken und er rief sie sofort an. Das Telefon klingelte zweiundzwanzig Mal. Er hatte mitgezählt.

Plötzlich hörte er ihre Stimme: »Ja, Hallo!«

»Hallo, mein Schatz«, erwiderte er. »Ich hoffe, dass ich dich nicht geweckt habe.«

»Nein«, lachte sie, »aber ich habe an das Handy gar nicht mehr gedacht und so hat es etwas gedauert, bis ich gewusst habe, von wo das Klingeln herkam.«

»Das heißt«, sagte er vorwurfsvoll, »dass du deinen Eltern noch gar nicht deine neue Nummer gegeben hast. Deine Mutter ist sicher froh, wenn sie dich wieder erreichen kann.«

»Ja, ganz sicher«, bestätigte Alex. »Wie ist meine Nummer eigentlich?« wollte sie wissen.

»Ist im Telefonspeicher unter Meine Nummer abgespeichert«, gab er ihr zur Antwort. »Und der Code ist 1234.«

»Welcher Code?« fragte sie nach.

»Wenn du das Handy ausschaltest oder der Akku leer ist, brauchst du nach dem Einschalten einen Code!« erklärte er.

»Ach ja!«

»Ich wollte dir nur noch eine Gute Nacht wünschen«, flüsterte Pascal.

»Ach, ich wäre jetzt gerne bei dir«, seufzte Alex.

»Bald wieder, mein Schatz. Ganz bald«, vertröstete er sie.

»Gute Nacht!« Alex klang ein wenig traurig.

Die Anstrengungen der letzten Nacht und die wenigen Stunden Schlaf zeigten Wirkung und Pascal war nach wenigen Augenblicken eingeschlafen.

Sonntag, 12. Juni 2005

Punktgenau mit dem ersten von zwölf Glockenschlägen der kleinen Krumpendorfer Kirche klingelte Pascal und Alex betätigte den Türöffner. Pascal eilte die Stufen hinauf in den ersten Stock und fand die Wohnungstür halb offen. Vorsichtig drückte er sie ganz auf und sah Alex und Nikki im Flur, wie sie gerade dabei waren sich ihre Handtaschen umzuhängen. Er trat ein und gab Alex einen kurzen aber heftigen Kuss auf die Lippen: »Hallo, Schatz!«

»Hallo«, lächelte Alex.

Dann drückte Pascal Nikki an beide Wangen: »Hallo!« Auch sie erwiderte seinen Gruß. Ganz kurz musterte er die beiden. Sie hatten sich in Schale geworfen und hübsch geschminkt, als ob heute die letzte Chance für beide wäre, doch noch einen Mann vom Schicksal abzubekommen. »Gehen wir?« fragte er und Alex antwortete mit »Ja!«

Pascal ging voraus und die beiden folgten ihm. Beide rochen sehr angenehm und er war sich sicher beide Male denselben Duft gerochen zu haben. Er wendete sich an Nikki: »Boom-Chicka-Wah-Wah?« wollte er wissen.

»Ja«, grinste sie.

Anschließend trat er ganz nah an Alex heran und indem er fast schon ihren Hals mit seiner Nase berührte: »Du auch?«

»Ja«, lachte Alex laut auf. »Wenn du schon allen deinen Freundinnen das gleiche Parfum schenkst, dann darf ich keine Ausnahme machen«, sagte sie schnippisch. Pascal stand da mit geöffnetem Mund und hielt kurz den Atem an ohne etwas zu sagen. Als er dann weiterging, legte Alex noch einmal nach: »Sehr schlau von dir. So kann keine es bemerken, wenn du kurz zuvor bei einer anderen warst!« Pascal ging aber weiter, als hätte er diesen Satz überhaupt nicht gehört.

Nikki hatte auf dem Rücksitz Platz genommen und mit geöffnetem Dach fuhr man los. Schon nach wenigen Metern fragte Alex: »Heute keine Eskimomützen?« und lachte dabei.

»Nein, heute fahren wir ganz langsam«, widersprach Pascal, »denn ich will jede Sekunde mit euch beiden Hübschen genießen«, gab er sich ganz Gentleman. »Und außerdem will ich nicht eure Arbeit von Stunden so leichtfertig zerstören«, lachte er plötzlich.

Beide hatten seine Andeutung verstanden, dass sie wohl sehr viel Zeit vor dem Spiegel verbracht hatten. Während Alex einen Schmollmund zog, gab ihm Nikki von hinten einen ziemlich festen Klaps auf die Schulter. Dieses Mal lachte er laut auf.

Als Pascal an der Kreuzung im Ort nicht nach links, sondern nach rechts abbog, war Alex doch überrascht. Sie hatte erwartet, dass er sie in Klagenfurt in ein Lokal ausführen würde. Sie hatte sogar in Betracht gezogen, dass er vielleicht im Wintergarten gedeckt hatte und ihnen seine Kochkünste unter Beweis stellen wollte. Nun aber blickte sie ihn erstaunt an: »Und wo gehst du mit uns hin?«

»Eigentlich wollte ich euch in eine Imbissbude einladen«, schmunzelte er, »aber wenn ihr euch schon einmal so schön gemacht habt, muss ich wohl umdisponieren!«

Mit einem empörten »Imbissbude?« traf ihn erneut ein Hieb an der Schulter. Alex lachte nur, doch sie wusste auch, dass sie ganz sicher keine Frage mehr stellen würde, um ihm nicht erneut die Gelegenheit zu bieten, sich lächerlich über sie zu machen.

So fuhr Pascal mit Alex und Nikki in gemütlichem Tempo aus Krumpendorf hinaus an wunderschönen Seevillen vorbei bis nach Pörtschach hinein. Auf der Hauptstraße herrschte reges Treiben. Es waren schon ziemlich viele Urlauber im Ort. Doch auch Pörtschach ließ man hinter sich und am Nordufer des Wörthersees entlang ging es nach Velden. Am See tuckerte gerade das älteste Schiff der Flotte, die Thalia, ein Dampfschiff, über die Wellen. Alex hatte eigentlich den Satz: ›Mit dem Schiff möchte ich auch einmal fahren‹ auf den Lippen, doch sie sagte nichts. Er hätte dann sicher eine blöde Antworte, wie: ›Lern erst mal Autofahren‹ oder dergleichen von sich gegeben. Doch Pascals »Ja, mit dem Schiff werden wir auch einmal fahren« übertraf das alles noch bei Weitem. Sie hatte doch keinen Ton gesagt. Konnte er Gedanken lesen? Nein, konnte er nicht. Sie war böse auf ihn, doch sie lächelte weiter vor sich hin.

Pascal ergriff ihre Hand: »Entschuldige!«

Sofort zog Alex ihre Hand zurück. Er war ihr unheimlich. Sie hatte ihre Miene nicht um einen Millimeter verzogen. Woher wusste er, dass sie beleidigt war? Nach wenigen Sekunden war ihr Zorn aber verflogen. Eigentlich hatte er nur die Wünsche von ihren Augen abgelesen. War das wirklich so schlimm? Von so einem Mann hatte sie doch immer geträumt. Ein Mann, der ihr jeden Wunsch erfüllen würde, noch ehe sie ihn ausgesprochen hatte. Alex lehnte ihren Kopf liebevoll an seine Schulter und fuhr ihrem Freund wieder mit gespreizten Fingern der linken Hand durch sein Haar. Sie spürte, wie Pascal tief atmete und fühlte, dass er ihre Nähe genoss.

Mitten in Velden hielt das rote Cabrio unmittelbar vor dem Casino-Hotel und ein junger Bursche in einer roten Livree eilte auf den Wagen zu. Schnell half er Alex und Nikki aus dem Wagen, um dann auf der Fahrerseite einzusteigen und das Fahrzeug zu parken. Zuvor hatte er Pascal noch eine Messingmünze mit eingravierter Nummer überreicht. Während ein ebenso rot gekleideter Mann die Tür aufhielt, schritt Pascal mit den beiden Damen im Arm durch das Eingangsportal. Neben der Rezeption war die Tür zum Speisesaal. Dort stand der Tischmanager mit einem dicken Buch in der Hand und nickte den dreien freundlich zu. Als sie näher kamen, nannte Pascal seinen Namen: »Arnstein!«

Sofort blickte der Manager in sein Buch und mit einem »Bitte sehr« bedeutete er den dreien, dass sie sich ihm anschließen sollten. Der Mann schritt voraus...