Perry Rhodan 2956: Das Hooris-Phänomen - Perry Rhodan-Zyklus 'Genesis'

von: Uwe Anton, Michael Marcus Thurner

Perry Rhodan digital, 2018

ISBN: 9783845350561 , 64 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

Windows PC,Mac OSX für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones

Preis: 1,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Perry Rhodan 2956: Das Hooris-Phänomen - Perry Rhodan-Zyklus 'Genesis'


 

2.

31. März 1552 NGZ

 

»Die Verbindung steht«, sagte Lit Olwar. »Wir hatten Schwierigkeiten mit der Hyperfunkrelaiskette, aber jetzt haben wir Hekéner Sharoun und damit die LFG endlich erreicht. Ich schalte das Holo zu.«

»Danke«, sagte Rhodan, die dreidimensionale Darstellung bildete sich unmittelbar vor ihm.

Hekéner Sharoun wusste zwar, wer ihn sprechen wollte, konnte seine Überraschung – und vielleicht auch Freude – aber nicht verbergen.

»Perry«, sagte er mit belegter Stimme. »Neun Monate ... eine lange Zeit ... Ich freue mich, dass ihr gesund und wohlbehalten in die Milchstraße zurückkehrt.«

»Die Freude liegt ganz auf meiner Seite, Hekéner, das kannst du mir glauben. Wir müssen später mit einem guten Glas Rotwein auf unsere Rückkehr anstoßen. Zuvorderst müssen wir uns aber gegenseitig über die aktuelle Lage informieren. Ein geraffter, verschlüsselter Funkspruch mit allen relevanten Daten ist bereits an dich unterwegs. Ich gehe davon aus, dass du mir denselben Gefallen tust, brauche die wichtigsten Informationen aber jetzt sofort. Was ist in der Milchstraße geschehen?«

Hekéner räusperte sich und schaute leicht konsterniert drein. »Viel. Wo soll ich anfangen?«

»Das war eine rhetorische Bemerkung, hoffe ich?«

»Womöglich. Unterbrich mich, wenn dir etwas unklar erscheint.«

Rhodan nickte. »Also?«

Sharoun blickte ins Leere, dann berichtete er: »Wanderer hält sich im Solsystem auf! Und das seit fast vier Monaten. Allerdings verhält sich die Kunstwelt ruhig.«

Wanderer? Im Solsystem? Rhodans Gedanken überschlugen sich. Was hatte das zu bedeuten, wie war es dazu gekommen? »Wo genau befindet sich die Kunstwelt?«

»Augenblick, ich schicke ein Holo.«

Das Bild zeigte den Planeten Neptun – und einen gewaltigen Körper, der am Rand der Wasserstoff-Atmosphäre des Gasplaneten dahintrieb. Gewaltige Stürme jagten um den Planeten, und Methaneis bildete Cirruswolken, die die Sicht verschlechterten.

Die Positronik hatte eine Farbkorrektur vorgenommen, um Wanderer deutlich darstellen zu können. Der Methangehalt direkt über der Planetenoberfläche gab Neptun seine blaue Färbung, spielte aber auch noch in die Atmosphäre hinein.

Die Tönung war in der Darstellung etwas zurückgenommen worden. Daher erkannte Rhodan die Kunstwelt Wanderer auf Anhieb, eine Scheibe von 600 Kilometern Dicke. Es war nicht die erste dieser Welten; die Superintelligenz ES hatte sie über die Jahrhunderttausende mehrmals ersetzen müssen.

Unwillkürlich fröstelte Rhodan. Die Temperatur in Höhe der Wolkenspitzen des Neptuns betrug minus 220 Grad Celsius.

»Wanderer hat zunächst die Position des Neptunmondes Despina eingenommen«, erklärte Sharoun, »ist dann aber in die Neptun-Atmosphäre gesunken.«

»Und Despina?«

Der Resident zuckte mit den Achseln. »Mit unbekanntem Ziel verschwunden. Der Mond ist nicht zerstört worden, aber auch nicht im Wegasystem materialisiert, von wo Wanderer kam. Es hat also kein direkter Austausch stattgefunden.«

Rhodan rief weitere Holos auf, die ihm Hekéner geschickt hatte. Sie zeigten starke terranische Flottenverbände, die die Region um Neptun kugelförmig absicherten. Zusätzlich verstärkt wurden die Wachkräfte von etlichen Raumstationen, die mit schweren und schwersten Transformkanonen bestückt und außerdem in der Lage waren, ganz Wanderer in einen Paratronschirm zu hüllen.

»Wanderer verweigert wahrscheinlich jede Kommunikation?«

»Ja. Wir wissen nicht, wer die Kunstwelt steuert oder verwaltet.«

Rhodan nickte verdrossen. Dieses Verhalten war für ES und seine Helfer typisch. Ein paar erklärende Sätze hätten in der Vergangenheit oft jahrelang währende Konflikte beträchtlich abkürzen können. Aber die Superintelligenz wollte der Menschheit offenbar stets den bequemen Weg verbauen.

»Und wir haben es mit dieser neuen Macht in der Milchstraße zu tun.« Sharoun aktivierte mit einer Handbewegung ein weiteres Holo.

Es zeigte ein eiförmiges Raumschiff, dessen Länge mit fast fünf und einem stärksten Durchmesser von dreieinhalb Kilometern angegeben wurde. Mit grünlich schimmernder Oberfläche zog es seine Bahn durch einen hellblauen, mit wenigen Kumuluswolken gesprenkelten Himmel.

»Ein Spross«, sagte Rhodan sofort. »Ein organisches Raumschiff der Gemeni.« In der RAS TSCHUBAI war ebenfalls ein derartiges Gebilde aufgetaucht. Es war von der Größe eines Samenkorns immer weiter angewachsen und sollte wohl dieselbe Größe wie dieses gewaltige Objekt erreichen. Gucky hatte es rechtzeitig aus der RAS TSCHUBAI teleportiert. »Die Gemeni sind auch in der Milchstraße aktiv?«

»Ja. Eine sehr seltsame Angelegenheit. Die Sprosse wachsen anscheinend pflanzlich-organisch. Den drei bisher bei uns bekannten Einheiten ist gemeinsam, dass sie jeweils von einem Kind als winziges Samenkorn gefunden wurden. Während des Fundes stachen sie das jeweilige Kind in den Finger, sodass einige Blutstropfen aus dem Finger austraten. Anschließend verdoppelte sich die Größe des Sprosses jeden Tag.«

Welche Zusammenhänge bestehen hier?, fragte sich Rhodan. Ein fremdes Volk, das gleichzeitig in der Milchstraße und in Sevcooris aktiv ist ... das kann kein Zufall sein. Nicht bei der aktuellen Entwicklung. Welche Hintergründe werden sich hier auftun?

»Dann noch eine vielleicht eher persönliche Information ...«

Rhodan richtete den Blick auf Hekéner und runzelte die Stirn. Er mochte es nicht, hingehalten zu werden, hatte jedoch Verständnis dafür, dass der Resident ihn vielleicht schonend auf etwas vorbereiten wollte oder ganz einfach versuchte, das Gespräch so interessant wie möglich zu strukturieren.

»Reginald Bull«, fuhr der Resident fort. »Er ist wieder auf Terra, mitsamt Familie. Er ist verheiratet und hat eine kleine Tochter. Es ist noch früh in Terrania, aber ich könnte eine Verbindung schalten ...«

Bully!, dachte Rhodan. Sein ältester und bester Freund. Wie lange hatte er ihn nicht mehr gesehen? Und er war verheiratet? Mit wem?

Er wollte alles über Bully erfahren, wäre am liebsten sofort ins Solsystem geflogen. Andererseits ... Ein simples Hologespräch würde diesem Anlass nicht gerecht werden. Er wollte Reginald persönlich gegenübertreten, den alten Freund nach all der Zeit in die Arme schließen, die Freude des Augenblicks auskosten.

Die Pflicht ging vor. Er durfte die Reparatur der RAS TSCHUBAI nicht auf die lange Bank schieben, musste unbedingt herausfinden, was mit ANANSI geschehen war.

»Nein«, entschied Rhodan. »Nach den Reparaturen in Quinto-Center werde ich sofort ins Solsystem kommen. Dann können Reginald und ich uns persönlich sehen.«

Sharoun nickte verständnisvoll. »Gut. Dann weiter mit den Neuigkeiten. Zurück zu der Superintelligenz. Ich nehme an, du weißt noch nichts von Ernst Ellert und den Hinterlassenschaften von ES?«

Rhodan hob die Hand. Ernst Ellert war zurück? Und ES? War die Superintelligenz doch nicht vollkommen verschwunden? Alter Freund ... »Das vertagen wir auf meine Ankunft im Solsystem. Du hast mir ja die Daten zukommen lassen, ich informiere mich in groben Zügen. Halt die Rückkehr der RAS TSCHUBAI zunächst bitte geheim. Ich muss etwas erledigen, ehe ich offiziell zurückkehre, ins Solsystem komme und mich um Wanderer kümmere ... wie immer das aussehen wird.«

»Selbstverständlich.« Der Resident nickte. »Die Reparaturen in Quinto-Center werden nicht so einfach vonstattengehen. Das USO-Hauptquartier ist angegriffen worden.«

»Angegriffen?«

Sharoun berichtete kurz und knapp von dem Angriff auf Quinto-Center und dessen Verschwinden. »Eine Zeit lang wusste niemand von uns, wo sich Quinto-Center aufhält. Es gab keinen Kontakt zur LFG oder anderen Stellen. Inzwischen hat sich Monkey bei mir gemeldet. Der Angriff wurde zurückgeschlagen, und die USO konnte ein Schiff der Gegner erobern.«

»Dann ist dir der aktuelle Standort von Quinto-Center bekannt?«

»Ja.« Sharoun gab die Koordinaten durch. Die neue Position des ausgebauten Mondes lag im Lagunennebel, 30 Lichtjahre von der ursprünglichen Position, etwa 1400 vom temporären Fluchtpunkt und 5109 vom Solsystem entfernt.

Noch immer eine gute Wahl, dachte Rhodan.

Mit einem Durchmesser zwischen 60 und 140 Lichtjahren bot der Lagunennebel reichlich Raum, um sich ein sicheres Versteck zu suchen. Da die Umgebungsbedingungen der Sternengeburtsstätte eine Ortung stark erschwerten, war er nach wie vor ein idealer Standort.

»Was ist über die Angreifer bekannt?«, fragte Rhodan.

»Sie nannten sich Gäonen und ...«

Gäonen?

»Ich kenne sie«, unterbrach Rhodan den Residenten.

Die Zusammenhänge wurden immer offensichtlicher. Immerhin wusste er nun, welche Aufgabe das Kommando der Gäonen zugewiesen bekommen hatte, das in die Milchstraße geschickt worden war.

Aber an den Prioritäten änderte das nichts. Er musste sich dringend um die Reparatur von ANANSI kümmern. Alles Weitere konnte er später erledigen, nachdem er das Solsystem erreicht hatte.

Unvermittelt bildete sich wieder ein Holo von Sichu Dorksteiger vor ihm. »Es ist zu einem weiteren Zwischenfall an Bord der RAS TSCHUBAI gekommen«, teilte die Chefwissenschaftlerin ihm mit. »Zu einer etwas ernsteren Fehlfunktion.«

 

*

 

Das war ein Sturm im Wasserglas, dachte Kadett Mia Davoos kopfschüttelnd, als sie die Cafeteria betrat. Transparente Uniformen!

Der große Raum war nur zur Hälfte besetzt. Kaum einer der Gäste aß...