Handbuch Statistik, Methoden und Evaluation

von: Heinz Holling, Bernhard Schmitz

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2010

ISBN: 9783840918483 , 805 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 52,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Handbuch Statistik, Methoden und Evaluation


 

"Einzelfallpläne Approaches to Single-Case Designs (S. 63-64)

Michaela Schmidt

1 Begriffsbestimmung und Einsatzmöglichkeiten von Einzelfallplänen


Der Beitrag gibt einen Überblick über Einzelfallpläne, es werden verschiedene Designs und Auswertungsmethoden vorgestellt. Das Ziel von Einzelfalluntersuchungen besteht in der Beobachtung und Beschreibung des individuellen Verhaltens einer Person über die Zeit, der Analyse der zeitlichen Abhängigkeitsstruktur der erhobenen, individuellen Daten und der Evaluation von Interventionseffekten (siehe auch Lutz, 2005).

Insgesamt existiert eine Vielzahl von Begriffen für Einzelfallpläne und -untersuchungen, die in der Literatur verwendet werden. So wird häufig von N= 1-Ansätzen, Einzelfallexperimenten, kontrollierten Fallstudien so - wie qualitativer oder quantitativer Einzelfallforschung gesprochen (Petermann, 1996).

Einzelfallpläne werden seit den 1950er-Jahren vor allem in der Klinischen und Pädagogischen Psychologie eingesetzt, wenn Fragestellungen im Vordergrund stehen, die sich auf ein einzelnes Individuum beziehen (z. B. siehe Yin, 2003). Neben Untersuchungen in der Klinischen Psychologie (z. B. Crowe et al., 2009) und der Pädagogischen Psychologie (z. B. Perels, Gürtler & Schmitz, 2005), werden Einzelfalldesigns auch in der Kognitionspsychologie im Zusammenhang mit bildgebenden Verfahren eingesetzt (z. B. Steinvorth, Levine & Corkin, 2005).

Darüber hinaus können Einzelfalluntersuchungen angewendet werden, wenn es gilt, Aussagen über Normalfälle zu treffen. So führte beispielsweise Ebbinghaus Gedächtnisexperimente an sich selbst durch und leitete aus den Ergebnissen Behaltens- und Vergessenskurven ab.

Die allgemeine Gültigkeit dieser postulierten Kurven wurde in zahlreichen Experimenten repliziert (Bortz & Döring, 2006). Wird von Einzelfällen gesprochen, so ist damit jedoch nicht immer ein einzelnes Individuum gemeint, es kann ebenso eine (homogene) Gruppe wie z. B. eine Schulklasse, eine Familie oder Therapiegruppe als Einzelfall betrachtet werden. Darüber hinaus kann auch eine komplexe Sozialstruktur (z. B. eine Partei, ein Verein oder ein Jugendverband), eine gesamte Gesellschaft oder Kultur als Einzelfall gelten. Falls mehrere Personen oder Gruppen in Einzelfallplänen untersucht werden, stehen nicht die einzelnen Personen im Fokus, sondern die jeweilige Gruppe als Ganzes (Petermann, 1996).

2 Einzelfalldesigns


Im Rahmen von Einzelfalluntersuchungen, in welchen Phänomene durch systematische Variation der Bedingungen untersucht und die Beobachtungen quantitativ ausgewertet werden, finden verschiedene Versuchspläne Anwendung. Eine wesentliche Voraussetzung für diese Designs ist, dass bei einer Person Daten zu mehreren Messzeitpunkten erhoben werden (Zeitreihe). Eine ausführliche Beschreibung verschiedener Versuchspläne findet sich bei Petermann (1996) und Kazdin (1982)."