Systemische Professionalität und Transaktionsanalyse

Systemische Professionalität und Transaktionsanalyse

von: Bernd Schmid

Edition Humanistische Psychologie, 2003

ISBN: 9783897975217 , 276 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: DRM

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Preis: 19,99 EUR

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Systemische Professionalität und Transaktionsanalyse


 

6. SUPERVISION UND PROFESSIONELLE KOMPETENZ (131-132)

Bevor im nächsten Kapitel ein in der TA-Tradition gewachsenes Verständnis von professioneller Kompetenz beschrieben wird, ist es nützlich, zunächst Supervision oder Praxisberatung als Lehr- und Lernform zu beschreiben. Die Entwicklung professioneller Kompetenz wird dann an Hand des Toblerone-Modells (SCHMID 1990a) für Supervision dargestellt. Professionelle Kompetenz ist nicht leicht zu beschreiben, da sie sich nicht durch bestimmte Inhalte, definierte Vorgehensweisen oder bestimmte typische Tätigkeiten in allgemeiner Form bestimmen lässt. Sie kann und soll sich in jedem Einzelfall in besonderer Weise zeigen. Daher nähert man sich einer Beschreibung vielleicht am besten dadurch, dass man typische Ausbildungsaktivitäten und Perspektiven, aus denen heraus professionelle Kompetenzen erfolgen, beschreibt.

Die drei Hauptelemente sind Theoriearbeit, Supervision und Selbsterfahrung. Die didaktische Kombination dieser drei Elemente kann in vielfältiger Weise variieren. Sie können als getrennte Veranstaltungen angeboten oder auch kombiniert werden. Für Theorie- und Methodendiskussionen sowie für praxisrelevante Selbsterfahrung geben die Supervisionen häufig den Anstoß. Supervisionen stellen aus der Sicht vieler Professioneller das Kernelement von Beratungsausbildungen dar. Supervision wird meist übersetzt mit Praxisberatung. Das heißt, ein Ausbildungskandidat wird bezüglich seiner praktischen Tätigkeit in seinem Anwendungsfeld von einem Supervisor beraten. Supervision wird in diesem Rahmen hier nur als Mittel der Personenqualifikation dargestellt. Systemqualifizierende Maßnahmen – wie etwa die Teamsupervision – wären eine ergänzende Perspektive.

Supervision kann anlässlich eines direkten Miterlebens der Praxis vor Ort geschehen (Live-Supervision). In der Regel werden Praxisbeispiele aber innerhalb von Supervisionssitzungen vom Kandidaten dargestellt. Soweit es um konkrete Verhaltensweisen und Situationsgestaltungen geht, werden hierbei auch Ton- oder Videoaufnahmen abgespielt. Soweit es um übergreifende oder konzeptionelle Fragestellungen geht, sind Berichte bis hin zu ausführlichen Projekt- oder Falldarstellungen geeignet. Die Super- visionen werden ihrerseits häufig auf Tonband aufgezeichnet und dienen dem Kandidaten zur Nachbearbeitung der Supervision. Die Vorgänge und Ergebnisse der Supervision werden dann vom Kandidaten häufig in Form eines schriftlichen Supervisionsberichtes wieder in den Ausbildungsprozess eingebracht. Hierbei geht es meist weniger um die Darstellung der vorgestellten Praxis, sondern um den Supervisionsverlauf und besonders um den Lernprozess durch die Supervision.

Supervision stellt eine eigene professionelle Kompetenz dar, die im Rahmen der Ausbildung zum Lehrtrainer/Supervisor erworben wird. Supervision ist mehr als die gegenseitige Beratung von Kollegen unter Gesichtspunkten wie »Was fällt mir dabei auf?« oder »Wie hätte ich das Problem angepackt?«. Diese gegenseitige Beratung von Praktikern und Ausbildungskandidaten wird meist Intervision oder kollegiale Supervision genannt und hat einen wichtigen Stellenwert im Rahmen der Zusammenarbeit von Professionellen. Supervision ist auch mehr als eine Moderation von Intervision, kann jedoch im Stil der Intervisionsmoderation gegeben werden. Für Supervision ist entscheidend, ob durch die Beratung am Praxisbeispiel die professionelle Kompetenz des Ausbildungskandidaten entscheidend erhöht wird. Hierfür werden Supervisoren speziell ausgebildet.

Man kann sich professionelle Kompetenz wie ein Puzzle vorstellen. Zur Supervision werden einige Bestandteile angeboten, oft bunt durcheinander gewürfelt. Da in einem Supervisionsvorgang meist nur wenige Puzzlestücke richtig identifiziert und an einen geeigneten Platz für das künftige Bild gebracht werden können, findet eine Klärung zwischen Supervisand und Supervisor darüber statt, welche Puzzlestücke aufgegriffen werden sollen. Hierzu muss sich auch der Supervisor ein Urteil über eine sinnvolle Supervisionsfigur bilden. Einerseits soll zur gegenwärtigen Praxisfrage und – damit meist verbunden – zum Schutz des Klienten optimal beigetragen werden. Andererseits aber steht die einzelne Supervision in einem Weiterbildungszusammenhang und dient als Mittel, eine Qualifizierungsstrategie zu verfolgen. Es muss entschieden werden, auf welchem Stand der professionellen Kompetenz ein Kandidat ist, welche Bereiche gut entwickelt sind, wo der größte Entwicklungsbedarf besteht und wie dieser Bedarf gedeckt werden soll.